Chronik

Das Schiff der Träume

Nach Motiven aus Federico Fellinis gleichnamigem Film

 

Premiere: 15. Mai 2006

Vorstellungen: 17., 19. und 24. Mai 2006

"Das Schiff der Träume" ist die zweite aufBruch-Theaterproduktion in der Jugendstrafanstalt Berlin.

 

Zwölf jugendliche Strafgefangene treten auf die Bühne. Ein Kreis, ein Rhythmus. Sie legen die Gefängnisjacken ab, schlüpfen in ihre Kostüme und betreten das Schiff der Träume.

 

Ein Handelsschiff auf dem Schwarzen Meer, kurz vor der Bosporus-Meerenge, mit Kurs nach Italien. Das Schiff ist alt und rostig jedoch routiniert. Für die Matrosen verlaufen die ersten Tage scheinbar wie gewohnt, tags schrubben sie das Deck und spielen Karten, nachts träumen sie von der Zukunft.

 

Doch die Crew wird zunehmend mürrisch, es kommt zu ersten Rangeleien. Der Unmut wächst als blinde Passagiere bemerkt werden und im Schiffsrumpf ein Leck entdeckt wird. Ist das Schiff nun dem Untergang geweiht? Hatte der Reeder den Kurs in die Untiefe längst beschlossen? Ein offener Machtkampf bricht aus, Meuterei. Kann mit vereinten Kräften der drohende Schiffbruch verhindert werden? Eine Begegnung verschiedener Kulturen, die für alle die Chance birgt, das Schiff einen neuen, bis dahin unbekannten Kurs nehmen zu lassen: hin zu einer gemeinsamen Vision. Womöglich.

 

Es spielte das Gefangenenensemble der JSA Berlin: Blizz, Busse, Cengiz, D.D., Eblim, Faktor, Ibu 44, Laune 65, Lord 1, Moratze, Spoon

 

Regie: Werner Gerber, Musik: Hans Hafner, Bühne: Holger Syrbe, Kostüme: Cornelia Fromme, Choreografie: Angelika Wenzel, Dramaturgie: Anke Mo Schäfer, Produktion: Sibylle Arndt und Björn Pätz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Björn Pätz, Technik: Ralf Kallweit

 

Eine Produktion von aufBruch KUNST GEFÄNGNIS STADT in der JSA Berlin




Fotos: Holger Syrbe

Jede Art der Verwendung nur nach vorheriger Genehmigung durch aufBruch / Holger Syrbe

 

Pressestimmen

... Der Steuermann trägt jetzt Schlips und singt rappend von hoch oben auf dem improvisierten Schiffsdeck: "Wir fahr'n in Richtung Leben an den Ort, wo Freude wohnt. Auf unserm Schiff der Träume mit dem Ziel nach nirgendwo." Für die Produktion haben sich alle anonymisierte Namen zugelegt. Der Steuermann nennt sich "Lord 1". Er ... will mal ein richtiger Rapper werden, mit Plattenvertrag und so. Seit zwei Jahren sitzt er. Wegen schweren Raubes. Acht Monate muß er noch aushalten. "Hier träumt man wirklich viel", sagt der 19jährige, "von den schönsten Sachen. Was soll man sonst tun?" ... (Berliner Morgenpost vom 15. Mai 2006)

 

Verlorene Seelen auf See
... "Wir sind so frei, wie es nur geht", singt Lord 1. Als erster Offizier steht er am Steuerrad des Schiffs der Träume und spielt seine Rolle so ruhig und konzentriert, als wäre er ein alter Schauspielhase. Dabei steht er wie die meisten seiner Kollegen zum ersten Mal auf der Bühne. Das Schiff der Träume erwist sich als maroder Kahn, den die Reeder am liebsten auf dem Meeresgrund sähen, um die Versicherung zu kassieren. "Verlorene Seelen auf See" - unterwegs in eine ungewisse Zukunft. Denn es finden sich blinde Passagiere an Bord, später brennt es, dann fällt der zweite Offizier über den Steuermann her und zerstört die Funkanlage. Die Lage eskaliert, als der Schiffsjunge den zweiten Offizier angreift. "Manchmal kann man den Hass nicht sehen, den ein Mensch in sich trägt." Es entbrennt ein Streit zwischen Mannschaft und Offizieren. Ist die Tat des Schiffsjungen zu verurteilen? "Strafe macht die Welt nich besser", so ein Strafgefangener. Der Junge wird befreit, die Mannschaft träumt von Piraterie. Die Meuterei endet, als die Worte ertönen: "Hier spricht die Küstenwache!"


Es gibt viel Beifall für die Gefangenen, so viel, dass einige die positive Resonanz gar nicht fassen können. Sie fliehen förmlich, vor der Wucht des Beifalls. Doch für den Schlussbeifall stehen alle wieder vereint auf der Bühne. ... (Neues Deutschland vom 17. Mai 2006)

 

 

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Spielort:
JSA Berlin
Friedrich-Olbricht-Damm 40
13627 Berlin

 

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