Chronik

DER STURM

von William Shakespeare

Gefangenentheater in der JVA Tegel

 

Vorstellungen:   27. und 28. Februar sowie 1., 6., 7., 13., 14., 15., 20., 21. und 22. März 2019, jeweils um 17.30 Uhr

Wütend peitscht die See und verwandelt das Schiff Alonsos, des Königs von Neapel, in eine hilflose Nussschale. Doch statt im Meer ihr eisiges Grab zu finden, landet die Besatzung unversehrt an der Küste einer kleinen Insel. Eine scheinbare „Fügung“, hinter der jedoch planvolle Absicht steckt. Denn was den Kenternden auf den Schiffsplanken wie ein zorniges Schauspiel der Natur erscheint, ist in Wahrheit geistergemacht: Herr über die Fluten ist Prospero, der mit Hilfe des Luftgeistes Ariel das Meer in Aufruhr versetzt.

Einst rechtmäßiger Herzog von Neapel und eifriger Gelehrter der magischen Künste, schickte ihn sein Bruder Antonio durch einen bösen Staatsstreich in die Verbannung - wo Prospero seit Jahren mit seiner Tochter Miranda unter den Erdgeistern der Insel lebt, die er sich mittels seiner magischen Künste zu Untertanen gemacht hat. Bis ein Wink des Schicksals das Schiff seiner ärgsten Feinde in sein Exil lenkt. In der Abgeschiedenheit entfaltet sich der Konflikt zwischen Rachebedürfnis und Liebessehnsüchten.

 

aufBruch inszeniert Shakespeares vermutlich letztes Stück mit Insassen der Justizvollzugsanstalt Tegel in der leerstehenden ehemaligen Teilanstalt III und verknüpft das Original mit einer Version des afrokaribisch-französischen Schriftstellers Aimé Césaire - der das Magische, Zauberhafte radikal ins Gesellschaftliche weitet, denn Shakespeares poetische Sage kann durchaus als erstes Kolonialdrama der Literaturgeschichte bezeichnet werden. Die Insel als Konfliktraum zwischen Bewohnern und Besatzern, zwischen Urbarmachung und Unterdrückung.

 

"Die Hölle ist leer und alle Teufel sind hier."



Eine Produktion von aufBruch KUNST GEFÄNGNIS STADT in Kooperation mit der JVA Tegel

 

 

 

Es spielt das Gefangenenensemble der JVA Tegel:
Alex, Boyo, Chris-Bär Templiner, Dembele, Dennis Guschel, Franki T., H. Peter Maier C.d.F., Horst Grimm, Jürgen, Karim, Kurt Lummert, P. Kiala, Paul E., Resul Tat, Robbi T.

 

 

Regie Peter Atanassow  Bühne Holger Syrbe  Kostüme Thomas Schuster Dramaturgie Hans-Dieter Schütt  Musikalische Einstudierung Vsevolod Silkin  Video Pascal Rehnolt  Choreographie Aleksandar Acev Produktionsleitung Sibylle Arndt  Regieassistenz Franziska Kuhn Künstlerische und technische Mitarbeit Lukas Maser  Kostümassistenz Melanie Kanior  Grafik Alexander Atanassow 

 

 

 

Tickets: 15 € / 10 € (ermäßigt)

 

Start des Ticketverkaufs:  18. Februar 2019

 

Gefördert durch Zuwendungsmittel der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung
Unterstützt durch JVA Tegel, JSA Berlin, Volksbühne Berlin und zitty Berlin.

 



Fotos: Copyright Thomas Aurin.
Jedwede Verwendung nur nach vorheriger Genehmigung durch aufBruch / Thomas Aurin

www.thomas-aurin.de

Pressestimmen

Recht und Rechtlosigkeit
Häftlinge spielen Shakespeare: Das Berliner Gefängnistheater aufBruch mit "Der Sturm"

 

[...] Hier wird Theater gespielt, das von wirklich gesellschaftlicher Relevanz und darum über den Berliner Tellerrand hinaus bedeutsam ist. [...] 14 Häftlinge sprechen perfekt im Chor, singen zusammen, wechseln locker zwischen Komödie und Tragödie hin und her. Sie lassen das von Schauplatz zu Schauplatz wandernde Publikum spüren, wie viel dieses Stück mit jedem Einzelnen von ihnen zu tun hat; dass nämlich dieser Shakespeare von ihnen erzählt - von Recht und Rechtlosigkeit, von Versklavung, Raub, der Sehnsucht nach Freiheit und Verwantworung, von Treue, Liebe, Mord und Verrat und von der Welt da draußen, die nicht unbedingt besser ist als die ihre dort drinnen. Das alles wird dargeboten voller Leichtigkeit, mit der unbändigen Lust am Spiel, mit Humor und Sentiment und vor allem mit unabdingbarer Disziplin. Das ist die Kraft des Theaters.

 

von Sabine Dultz

 

Der Sturm

Das Gefangenenensemble aufBruch in der JVA Tegel glänzt mit Shake­speares Spätwerk.

 

Die Dramaturgie dieser Inszenierung besticht. Shakespeares komplexes Drama über den Kampf um und die Mechanismen der Macht wird auf die Themen Kolonialismus und Isolation zugespitzt. [...] Das Drama wird in Peter Atanassows zweiter Shakespeare-Inszenierung mit Inhaftierten geradezu körperlich erfahrbar. Wir folgen dem Ensemble auf den engen Gefängnisgalerien von Raum zu Raum. Mal spielen sie vor uns, mal über uns, mal unter uns. Theater wird zum räumlichen Erlebnis, der Zuschauer ist in einer unheimlichen Welt von Eingeschlossenen und auch Revoltierenden. [...] Diese Inszenierung ist die stärkste, auch darstellerisch, die ich von aufBruch bislang gesehen habe. ­Bravo!

 

von Axel Schalk

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Kolonialdrama hinter Gittern

 

[...] Mit nur wenigen Mitteln – mit Licht, einigen Pflanzen und der ganzen Tiefe zwischen zwei Etagen – gelingt es, einen Spielraum zu erschaffen, in dem sich die Beziehungen von Prospero zu seinem Luftgeist Ariel und zu seiner Tochter Miranda entwickeln können (großartig das Bühnenbild von Holger Syrbe). Caliban, bei Shakespeare „ein wilder und mißgestalter Sklav’“, wird gespielt von P. Kiala. Dieser vielseitige Darsteller, stellvertretend genannt für ein  herausragendes Ensemble, spielt auch Miranda. Sie ist in seiner Interpretation ein kesses, lüsternes Wesen, das sich  den Prinzen Ferdinand richtiggehend krallt.
Der Text der Inszenierung wurde aktualisiert, gestrafft und mit Fremdtexten und Liedern angereichert. [...] Atanassow holt auch diesmal alles aus den Insassen heraus. Sie singen, tanzen und spielen mit einer ansteckenden Lust.
Zu den Fremdquellen gehören auch Texte über Kolonialismus, die von der Unterdrückung der Menschen in der Dritten Welt handeln, deren Schätze Europa reich machen, während die dortige Bevölkerung im Elend lebt. Der Blick bei Shakespeare weitete sich damals im 17. Jahrhundert. Die Könige und Herzöge, die in den Sturm geraten, kommen aus Italien. Nun sind sie irgendwo im Mittelmeer. Die Kontinente nähern sich an, das Thema „Natur versus Zivilisation“ kommt auf den Tisch. Wofür auch immer jeder der Darsteller aus der internationalen Besetzung in der JVA Tegel einsitzt, es ist gut, dass dort Theater gemacht wird und das in dieser Qualität und Intensität. Das sah das zahlreich erschienene Publikum auch so, welches die Premiere feierte.

 

von Eva Förster

 

Die Hölle ist leer

Seit über 20 Jahren arbeitet das freie Berliner Theaterprojekt aufBruch mit Häftlingen. Das Ensemble der JVA Tegel spielt Shakespeares „Der Sturm“

 

von Katharina Schmitz

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Gefangene der JVA Tegel spielen Shakespeare

Acht Wochen setzten sich Männer der JVA Tegel mit dem Stück „Der Sturm“ auseinander. Das Ergebnis können sich Interessierte ansehen.

 

von Susanne Kollmann

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Spielort:
Justizvollzugsanstalt Tegel
Seidelstraße 39
13507 Berlin

Anfahrt:
U-6 Otisstraße oder Holzhauserstraße

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