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Shakespeare/Dürrenmatt/Müller: TITUS ANDRONICUS

Eine Komödie

 

Freiluftgefangenentheater in der JVA Tegel

 

Premiere: 3. Juni 2025

Vorstellungen: 5., 6., 12., 13., 17., 19., 20., 25., 26. und 27. Juni 2025 jeweils um 17.30 Uhr

Titus Andronicus, Feldherr der Römer, kehrt nach seinem Krieg gegen die Goten umjubelt heim. Trophäen des Sieges: die Gotenkönigin Tamora und drei ihrer Söhne. Als Vergeltung für seine eigenen gefallenen Söhne lässt Titus den Ältesten Tamoras hinrichten und setzt damit eine blutige Tötungsmaschinerie in Gang. Es entspannt sich ein Reigen der Rache zwischen Goten und Römern, der den Krieg vom Schlachtfeld in das politische Rom und in die Familien verlagert. So vollzieht sich der Zusammenprall von Machtzentrum und Peripherie, von „Zivilisation“ und „Barbarei“ – aber von Beginn an stellt sich die Frage, wer hier eigentlich was vertritt. Theater als Blick in die Welt, wie sie ist. Der Mensch darin: ein radikal aufgeladenes Elementarteilchen ohne Sinn und Halt.

 

Wie zerfällt eine Ordnung? Sie zerfällt langsam, in Schüben eines unberechenbar vorrückenden Wahnsinns. Das macht sie sämtlich so lächerlich: Sieger von gestern, Generäle toter Armeen, ausgediente Politiker, kurz: alle, die mal Staat im Staate waren und die nun ihrer Täterschaft – leider ein paar entscheidende Untaten zu spät – das heiße Herz der Redlichkeit einoperieren wollen.

 

Im Innenhof einer stillgelegten Teilanstalt spielen Insassen der JVA Tegel Shakespeares frühe Tragödie in den Bearbeitungen von Friedrich Dürrenmatt und Heiner Müller. Experten der Realität, was den Umgang mit Gewalt und die Lehren daraus betrifft, nähern sich spielend einem Urstoff des Archaischen. Wie verliert sich Selbstwert in Selbstjustiz, wie verwandelt sich Sehnsucht nach Anerkennung in brutale Anmaßung, wie artet das Streben nach Gerechtigkeit in Rachsucht aus? Theater als Gleichnis, gültig diesseits und jenseits von Gefängnismauern: Konfliktlösung per Gewalt führt schnell zu einem Leben, das sich nicht mehr in der Gewalt hat.

 

Wir seien nicht bei uns selber angekommen, so lange Shakespeare unsere Stücke schreibe. Schrieb Heiner Müller. Und Friedrich Dürrenmatt verwandelt Shakespeares Tragödie des Verrottens in eine Posse. Beide gelangen zu einer bestürzenden Wahrheit: Wir sind sehr wohl bei uns, nur leider nicht bei Trost.

Wo die Notwehr aufhört, fängt der Mord an. (Heiner Müller)

 

 

 

Es spielt das Gefangenenensemble der JVA Tegel André S., Atak, H. Peter Maier C.d.F., Horst Grimm, Idah.J, Jan M., Jörg, Khaled H., Kristian, Marco, Medjit, Moussa, Muhammet, Norman, Oliver, Paul E., Robin, Sven.

 

 

Regie Peter Atanassow Bühne Holger Syrbe Kostüme Haemin Jung Dramaturgie Franziska Kuhn, Hans-Dieter Schütt Musikalische Leitung Vsevolod Silkin Choreographie Suzann Bolick Produktionsleitung Sibylle Arndt Regieassistenz Anaïs Scheel Kostümassistenz Elena Chant Technik Lilith Kautt, Lukas Maser Grafik Dirk Trageser

 

Tickets: 18 € / 12 € (ermäßigt)

 

Kartenverkauf ab Samstag, 24. Mai 2025 um 14 Uhr

im aufBruch-Onlineshop

oder an der Kasse der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (Mo bis Sa, 11-18 Uhr, Tel. 030/24065777)

HINWEIS: Es handelt sich um eine Open-Air-Veranstaltung ohne Überdachung. Wettergerechte und warme Bekleidung ist unbedingt zu empfehlen!
Regenschirme sind auf dem Gelände der JVA nicht gestattet.

 

 

Die Spielfassung basiert auf William Shakespeare: Titus Andronicus, Titus Andronicus nach Shakespeare von Friedrich Dürrenmatt, Heiner Müller: Anatomie Titus Fall of Rome. Ein Shakespearekommentar, und anderen.

 

Gefördert aus Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Unterstützt durch die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und die JVA Tegel


 

Spielort:
Justizvollzugsanstalt Tegel - Freistundenhof der ehemaligen TA III
Seidelstraße 39
13507 Berlin

Anfahrt:
U-6 Otisstraße oder Holzhauserstraße
 

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