Chronik
DER STURM
von William Shakespeare
Wütend peitscht die See und verwandelt das Schiff Alonsos, des Königs von Neapel, in eine hilflose Nussschale. Doch statt im Meer ihr eisiges Grab zu finden, landet die Besatzung unversehrt an der Küste einer kleinen Insel. Eine scheinbare „Fügung“, hinter der jedoch planvolle Absicht steckt. Denn was den Kenternden auf den Schiffsplanken wie ein zorniges Schauspiel der Natur erscheint, ist in Wahrheit geistergemacht: Herr über die Fluten ist Prospero, der mit Hilfe des Luftgeistes Ariel das Meer in Aufruhr versetzt.
Einst rechtmäßiger Herzog von Neapel und eifriger Gelehrter der magischen Künste, schickte ihn sein Bruder Antonio durch einen bösen Staatsstreich in die Verbannung - wo Prospero seit Jahren mit seiner Tochter Miranda unter den Erdgeistern der Insel lebt, die er sich mittels seiner magischen Künste zu Untertanen gemacht hat. Bis ein Wink des Schicksals das Schiff seiner ärgsten Feinde in sein Exil lenkt. In der Abgeschiedenheit entfaltet sich der Konflikt zwischen Rachebedürfnis und Liebessehnsüchten.
aufBruch inszeniert Shakespeares vermutlich letztes Stück mit Insassen der Justizvollzugsanstalt Tegel in der leerstehenden ehemaligen Teilanstalt III und verknüpft das Original mit einer Version des afrokaribisch-französischen Schriftstellers Aimé Césaire - der das Magische, Zauberhafte radikal ins Gesellschaftliche weitet, denn Shakespeares poetische Sage kann durchaus als erstes Kolonialdrama der Literaturgeschichte bezeichnet werden. Die Insel als Konfliktraum zwischen Bewohnern und Besatzern, zwischen Urbarmachung und Unterdrückung.
"Die Hölle ist leer und alle Teufel sind hier."
Eine Produktion von aufBruch KUNST GEFÄNGNIS STADT in Kooperation mit der JVA Tegel
Es spielt das Gefangenenensemble der JVA Tegel:
Alex, Boyo, Chris-Bär Templiner, Dembele, Dennis Guschel, Franki T., H. Peter Maier C.d.F., Horst Grimm, Jürgen, Karim, Kurt Lummert, P. Kiala, Paul E., Resul Tat, Robbi T.
Regie Peter Atanassow Bühne Holger Syrbe Kostüme Thomas Schuster Dramaturgie Hans-Dieter Schütt Musikalische Einstudierung Vsevolod Silkin Video Pascal Rehnolt Choreographie Aleksandar Acev Produktionsleitung Sibylle Arndt Regieassistenz Franziska Kuhn Künstlerische und technische Mitarbeit Lukas Maser Kostümassistenz Melanie Kanior Grafik Alexander Atanassow
Tickets: 15 € / 10 € (ermäßigt)
Start des Ticketverkaufs: 18. Februar 2019
Gefördert durch Zuwendungsmittel der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung
Unterstützt durch JVA Tegel, JSA Berlin, Volksbühne Berlin und zitty Berlin.
Fotos
Fotos: Copyright Thomas Aurin.
Jedwede Verwendung nur nach vorheriger Genehmigung durch aufBruch / Thomas Aurin
Pressestimmen
Die Dramaturgie dieser Inszenierung besticht. Shakespeares komplexes Drama über den Kampf um und die Mechanismen der Macht wird auf die Themen Kolonialismus und Isolation zugespitzt. [...] Das Drama wird in Peter Atanassows zweiter Shakespeare-Inszenierung mit Inhaftierten geradezu körperlich erfahrbar. Wir folgen dem Ensemble auf den engen Gefängnisgalerien von Raum zu Raum. Mal spielen sie vor uns, mal über uns, mal unter uns. Theater wird zum räumlichen Erlebnis, der Zuschauer ist in einer unheimlichen Welt von Eingeschlossenen und auch Revoltierenden. [...] Diese Inszenierung ist die stärkste, auch darstellerisch, die ich von aufBruch bislang gesehen habe. Bravo!
Die Hölle ist leer
Seit über 20 Jahren arbeitet das freie Berliner Theaterprojekt aufBruch mit Häftlingen. Das Ensemble der JVA Tegel spielt Shakespeares „Der Sturm“
von Katharina Schmitz
Justizvollzugsanstalt Tegel
Seidelstraße 39
13507 Berlin
Anfahrt:
U-6 Otisstraße oder Holzhauserstraße