Chronik
FIDELIO
nach Ludwig van Beethoven
Im Geiste der Französischen Revolution komponiert, verhandelt Beethovens Oper die Überwindung von Willkür und Tyrannei durch eine todesmutige Frau: Leonore. Ihr gelingt es, als Mann verkleidet und unter dem Decknamen Fidelio, ihren eingekerkerten Mann Florestan aus den Fängen des Gewaltherrschers Don Pizarro zu befreien. Damit stellt das Werk eine Grundfrage menschlichen Freiheitsstrebens: Was muss man tun, um das schier Unmögliche zu erreichen?
Anlässlich des 250. Geburtstages des großen deutschen Komponisten Ludwig van Beethoven präsentiert aufBruch in Zusammenarbeit mit dem Education-Programm der Berliner Philharmoniker nach "Parsifal" im Jahr 2018 erneut einen klassischen Opernstoff in der leerstehenden Teilanstalt III der JVA Tegel.
Den Stoff in einem Gefängnis aufzuführen, gibt dem Spiel um Freiheit und Treue, um Recht und Würde eine bezwingende Unmittelbarkeit. Das Gefangenensemble spielt eine sprachlich modernisierte Libretto-Fassung - kombiniert mit ausgewählten Arien der Oper und Kompositionen Beethovens, die auf besondere Weise die rebellische Weite und die visionäre Kraft seines Werkes offenbaren.
„Nichts tun - das ist so schlimm wie mittun.“
Eine Kooperation von aufBruch mit dem Education-Programm der Berliner Philharmoniker in der JVA Tegel
Es spielt das Gefangenenensemble der JVA Tegel:
Adrian Zajac, Apo, Chris Bär Templiner, Frank T., Franky J., Gino, H. Peter Maier C.d.F., Halil, Horst Grimm, Hüdayi, Jürgen, Karim, Kurt Lummert, Marcel B., Paul E., Ramazan, Resul Tat.
Musikalische Begleitung:
Stipendiatinnen und Stipendiaten der Karajan-Akademie, Studentinnen und Studenten der HfM Hanns Eisler sowie Vsevolod Silkin.
Regie Peter Atanassow Bühne Holger Syrbe Kostüme Melanie Kanior Dramaturgie Hans-Dieter Schütt Musikalische Leitung Simon Rössler, Schlagzeuger der Berliner Philharmoniker Musikalische Einstudierung Judith Kamphues, Lukas Böhm, Vsevolod Silkin Video Pascal Rehnolt Produktionsleitung Sibylle Arndt Projektmanagement Musik Annegret Rehse / Katalin Drabant Regieassistenz Margarete Rosenbohm Kostümassistenz Melanie Merz Technik Lukas Maser Graphik Dirk Trageser
Gefördert durch Zuwendungsmittel der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung
Unterstützt durch JVA Tegel, JSA Berlin, JVA Plötzensee, Volksbühne Berlin
Video
Fotos
Fotos: Copyright Thomas Aurin.
Jedwede Verwendung nur nach vorheriger Genehmigung durch aufBruch / Thomas Aurin
Pressestimmen
"Die mannigfaltigen Gesangseinlagen, die aktualisierten Rezitative, die eingefügten Texte zumal von Peter Weiss und Rudolf Leonhard verbinden sich in Peter Atanassows Regie zu einer klugen, bewegenden, oft witzigen und stets kunstvollen Aufführung. Konstruktiv fließen die vielfältigen Talente des Ensembles ein. (...) Wenn nicht jeder Ton, nicht jede Harmonie stimmt, stört das nicht weiter, denn die Haltung, die Emphase, ja die Wahrhaftigkeit des Ausdrucks überzeugen und prägen den gesamten, rund zweistündigen Abend. (...) Im Jahr seines zweihundertfünfzigsten Geburtstages wird landauf, landab natürlich noch mehr Beethoven zu hören sein als sonst, aber wohl nie mehr so verzweifelt schön und überlebenswichtig wie hier."
"Kein Berliner Theater adaptiert die Kraft der Schleef'schen Chöre wohl besser als Das Gefängnistheater aufBruch unter der künstlerischen Leitung von Peter Atanassow. (...) Der Evergreen Fidelios, der Gefangenenchor in der Szene, wenn Gefängnisdirektor Rocco die Gefangenen für einen Moment an die Luft lässt und sie singen "Oh welche Lust, in freier Luft den Atem leicht zu heben! Nur hier ist Leben", ist hier gebremst durch den Raum des Gesfängnistraktes. Die frische Luft ist nur eine Illusion. Und auch der gekrümmte Körper Florestans auf dem vielfach gerissenen Zementfußboden, über den in den vergangenen 120 Jahren Tausende Insassen in die Zellen geführt wurden, erzählt deutlicher als im Opernhaus, dass die Befreiung aus dem Kerker für das Paar nur der Anfang ist. Die wirklichen Herausforderungen kommen später, der innere Feind steht schon Gewehr bei Fuß. Das Gefängnis nehmen sie mit in die Freiheit."
Justizvollzugsanstalt Tegel
Seidelstraße 39
13507 Berlin
Anfahrt:
U-6 Otisstraße oder Holzhauserstraße