Chronik

PARSIFAL

nach Richard Wagner

Eine Theaterproduktion von aufBruch in Kooperation mit dem Education-Programm der Berliner Philharmoniker und der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in der JVA Tegel 

 

Premiere: 1. März um 17.30 Uhr

Vorstellungen: 2., 7., 8., 9., 14., 15., 16., 21., 22. und 23. März,
jeweils um 17.30 Uhr

 

In der von der Außenwelt abgeschotteten Gralsburg lebt die Ritterschaft nach einem strengen Regelwerk, wenngleich sich bereits Auflösungserscheinungen in dieser eingeschworenen Gemeinschaft breit machen. Der Grund hierfür liegt in dem Vergehen ihres Anführers, des Gralskönigs Amfortas. Er hat Schuld auf sich geladen, indem er bei einem Liebeshändel mit der dämonischen Kundry das Keuschheitsgebot der Bruderschaft verletzt hat. Er ließ sich die heilige Lanze vom Widersacher der Gralsgemeinschaft Klingsor stehlen. Im Besitz dieser konnte Klingsor Amfortas unheilbar verletzen.

Dem körperlichen Verfall preisgegeben, kann Amfortas seine Funktion als Anführer nicht mehr wahrnehmen. Mit seinem Vergehen hadernd wird er zunehmend zur Last für die Gemeinschaft.

Während Amfortas an seiner Schuld und dem eigenen Versagen verzweifelt, verweigern die Ritter der Gralsgemeinschaft Amfortas den heißersehnten Tod: da nur Amfortas den lebensspendenden Gral enthüllen darf. Der Prophezeiung zufolge kann nur ein reiner Tor Amfortas erlösen und neuer Gralskönig werden.

Als dieser, Parsifal, auch prompt erscheint, muss er sich einem Aufnahmeritual unterziehen, in welchem er versagt und die Gralsburg wieder verlassen muss. Entschlossen, doch noch Teil der Ritterschaft zu werden, begibt er sich auf die Suche nach der heiligen Lanze.

Bei seiner Reise durch ein Labyrinth aus Stollen und Gefängniszellen, der 1898 erbauten Haftanstalt, bei der ihn das Publikum begleitet, dringt er immer tiefer in eine Welt der Gewalt, Verführung und des Hasses ein.

In der Inszenierung von aufBruch ist die Geschichte Parsifals ein Gleichnis über eine Welt, in der sich der Einzelne entscheiden muss, ob er Triebbefriedigung und persönliches Fortkommen über universelle moralische Werte setzt oder nicht. 

Eine Produktion von aufBruch KUNST GEFÄNGNIS STADT in der JVA Tegel.

 

 

Es spielt das Gefangenenensemble der JVA Tegel:

Chris-Bär Templiner, Horst Grimm, Joker, Jonas, Karim, Khaled, Kurt Lummert, Lasha, Mehmet Öz., Mikka, Moglie, Razko, René Reinbacher, Robbi T.

 

Musikalische Begleitung:

Judith Kamphues (Gesang), Vsevolod Silkin (Klavier) sowie Studierende der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin

 

Regie Peter Atanassow  Bühne Holger Syrbe  Kostüme Thomas Schuster  Dramaturgie Daniel Dumont  Musikalische Leitung Simon Rössler, Schlagzeuger der Berliner Philharmoniker  Musikalische Einstudierung Judith Kamphues, Simon Rössler, Lukas Böhm, Vsevolod Silkin  Produktionsleitung Sibylle Arndt  Projektmanagement Musik Dennis Große-Plankermann  Künstlerische Mitarbeit Lukas Maser  Regieassistenz Franziska Kuhn  Kostümassistenz Sally Seifert  Technik Christopher Böhm, Josef Maaß, Pascal Rehnolt  Grafik Alexander Atanassow 

 

Tickets: 15 € / 10 € (ermäßigt)

 

Kartenverkauf ab 12.2.2018 im  Onlineshop

oder an der Kasse der Volksbühne Berlin

 

TICKETS nur im Vorverkauf ab 16 Jahren erhältlich

 

Gefördert durch Zuwendungsmittel der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung und aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Unterstützt durch JVA Tegel, JSA Berlin, Volksbühne Berlin und zitty Berlin.
Realisiert im Rahmen von SKILLS FOR FREEDOM - Artistic paths to develop the professional skills of prisoners.

 

 

Video

Fotos: Copyright Thomas Aurin.
Jedwede Verwendung nur nach vorheriger Genehmigung durch aufBruch / Thomas Aurin

www.thomas-aurin.de

Pressestimmen

Gral hinter Gittern
Das Gefängnistheater "aufBruch" widmet sich in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel Richard Wagners "Parsifal"

 

So war Wagners "Parsifal" wohl noch nie zu sehen. Und so voller Wirkung auf Kopf und Herz. Die Gralsritter hinter Gittern. Die Opernhäuser, die wie zu Ostern üblich "Parsifal" auf den Spielplan setzen, haben nun eine ganz besondere Konkurrenz bekommen. Und dies an einem unvergleichlichen Ort, in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel. Darsteller: verurteilte, dort einsitzende Häftlinge.
[...] Wer erfahren will, wie wirklichkeitsnah und existenziell der "Parsifal" tatsächlich heute sein kann, wer zu erkennen sucht, wie die Intention des Kunstwerks auf die Ausübenden und auch auf die Zuschauenden Einfluss nimmt, der konnte das in dieser Aufführung erleben. [...]
Natürlich wurde hier nicht die Oper vom ersten bis zum letzten Takt gespielt und gesungen. Aber es wurde gesungen, und es wurden die Perkussions-Instrumente gekonnt und wirkungsvoll bedient. Erzählt wurde die Vorgeschichte, gesprochen wurde Wagner-Text, eingefügt hatte man einzelne Passagen von Orwell, Dürrenmatt und Kinski. Aber was sie hier auch vorbrachten, alles war in Beziehung zu setzen zur Geschichte und zu den Akteuren. Pathos, Selbstironie, Theatralik und Wahrhaftigkeit - alles in einer bestechenden Ästhetik - gingen Hand in Hand. [...]
Ein sagenhafter Schauplatz. Theatermäßig von höchster Attraktivität, szenisch perfekt genutzt. Gefühlsmäßig aufgeladen bis zur Höchstspannung. [...]
Man ahnt, was es für die Spieler bedeutet haben muss, sich diesen christlichen, abstrakten Stoff anzueignen, und welche Kraft es erforderte, ihn gedanklich, spielerisch und sängerisch umzusetzen. "Zum Raum wird hier die Zeit" - selten wohl war eine "Parsifal"-Aufführung dem zentralen Satz des Werkes so nah wie die im Gefängnis von Tegel. Und selten nur dürfte es einem Parsifal gelungen sein, ohne den tenoralen Glanz eines Weltstars die Zuschauer zu verleiten, über die Zukunft dieses Häftlings nachzudenken. [...]

 

von Sabine Dultz

 

Deckname Menschensohn
20 Jahre Gefängnistheater "aufBruch" - Wagners "Parsifal" in der JVA Tegel

 

[...] Der heilige Gral in rohen Händen? "Parsifal", gepresst in raue Ausdrucksformen? Ja, unbedingt. Das nämlich macht die Kraft des Berliner Gefängnistheaters "aufBruch" aus: dieses klug robuste, freudig erregte Wildern in bildungsbürgerlichen Schonungen. Just die Gezeichneten erzählen uns hier das Gleichnis vom "reinen Toren" Parsifal. Die sich schuldig machten in ihrem Leben, sie erzählen uns, was der wahrhaft große Mensch sei. [...] Diese Spieler da holen sich keinen Wagner her, sie entdecken sich selber. Unversichert, wahrlich: unter Lasten - unbelastet. [...] Originäres, beeindruckend intensives Theater, für das Regisseur Atanassow eine einprägsame Ästhetik etablierte. [...]

 

von Hans-Dieter Schütt

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Die Gralsburg in der JVA
aufBruch ist Theater mit aufklärerischem Anspruch. Zum 20. Jubiläum der Gefangenengruppe arbeiten Musiker der Berliner Philharmoniker mit.

 

[...] Einen „Parsifal“ von Wagner in die JVA Tegel zu bringen, auf so eine Idee kommt nur die Gefangenentheatergruppe aufBruch. [...] Das imposante Innere des um die vorletzte Jahrhundertwende gebauten Knastgebäudes, das heute leersteht, verwandelt sich in die mythische Gralsburg. [...] Ritterwelten und Knastwelten sind dabei gar nicht so weit entfernt. Zu einer gehörigen Portion Archaik, vielleicht näher dran am Mittelalter als jemals in Bayreuth, sind diese Ritterdarsteller aus dem Gemäuer von Tegel auf jeden Fall fähig.

 

von Tom Mustroph

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Gefängnis-Theater aufBruch - JVA Tegel: "Durch Mitleid wissend..."

 

[...] Regisseur Peter Atanassow und Dramaturg Daniel Dumont sparten sehr wohl das Weihevolle nicht aus, betonten jedoch das Dramatische und bauten aufs Heute verweisende Fremdtexte ein. [...] Was für ein aufwändiges Unternehmen an wechselnden Auftritts-Orten im historischen Tegel-Backstein-Bau aus der Kaiserzeit mit etwa einem Dutzend Mitwirkenden. [...] Ein auf ganz eigene Art unvergesslicher Abend an auratischem Ort.

 

von Reinhard Wengierek

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aufBruch: 20 Jahre Gefängnistheater
Ein Gespräch mit Sibylle Arndt und Peter Atanassow

 

von Ute Büsing
zum Radiobeitrag

 

PARSIFAL im Gefängnistheater aufBruch

Fernsehbeitrag über PARSIFAL bei Stilbruch. Das Kulturmagazin im rbb.

 

zum Beitrag

 

 

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Spielort:
JVA Tegel
Seidelstraße 39  - 13507 Berlin

U6 Holzhauser Straße oder Otisstraße

 

Einlass am Tor 2
Einlasszeit: 16.30 bis 17 Uhr
(kein Nacheinlass)


Karten nur mit persönlicher Anmeldung mind. 5 Tage vor der Vorstellung

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