Chronik
Penthesilea und Achill
nach Heinrich von Kleist
Zu Ehren Heinrich von Kleists zeigt aufBruch in diesem Jahr PENTHESILEA UND ACHILL auf dem Gelände der Museumsinsel als Freilufttheaterinszenierung.
Hier - bzw. vor den Mauern Trojas - stehen sich unvereinbar die Heere der Amazonen und der Griechen gegenüber, exemplarisch verkörpert durch einen Frauen- und einen Männerchor. Die einzige Verbindung beider Gruppen, die als Kriegskollektiv voneinander abhängig sind, sind die beiden Liebenden, Penthesilea und Achill. Durch sie geht der Riss, der den antiken Chor entzweit. Dieser Riss findet sich in dem für aufBruch typischen vielköpfigen Ensemble unterschiedlichster sozialer Herkunft und Nationalität ebenso wieder wie in den Bevölkerungsgruppen und Menschenmassen, die tagtäglich durch Berlins Mitte strömen.
PENTHESILEA UND ACHILL auf der Museumsinsel ermöglicht eine im wörtlichen Sinne museale Verbindung zwischen Historie und Gegenwart, Architektur und Dramatik sowie die Vereinigung der physisch-ästhetischen Kraft des Gefängnistheaters mit den geistig-philosophischen Traditionen unserer abendländischen Kulturgeschichte.
Regie Peter Atanassow , Bühne Holger Syrbe, Kostüm Sandra Li Maennel Saavedra, Musikalische Leitung Rustam Samedov, Dramaturgie Daniel Dumont, Jörg Mihan, Choreografie Valerie Kroener
Produktionsleitung Sibylle Arndt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Björn Pätz, Regieassistenz Carolin Forkel, Kostümassistenz Anne Schaper-Jesussek, Technik Falk Windmüller, Grafik Alexander Atanassow
Es spielen:
Sabine Böhm, Harry Grothe, Michael Hase, Thorsten Heidel, Annette Höpfner, Andreas Knud Hoppe, Para N. Kiala, Mohamad Koulaghassi, Volker Krüger, Hartmut Lehnert, Rose Luis-Rudek, Ulrich Meinecke, Jennifer Münch, Wolf Nachbauer, Irene Oberrauch, Adel Oworu, Nadine Pape, Ute Reintjes, Christian Schaefer, Beate Schulz, Sezar, Kristine Walther, Sara-Hiruth Zewde, Frank Zimmermann
Video
Fotos
Fotos: Copyright Thomas Aurin.
Jede Art der Verwendung nur nach vorheriger Genehmigung durch aufBruch / Thomas Aurin
Pressestimmen
Wenn ein Gefängnistheater den Strafvollzug verlässt, um "draußen" zu spielen, denkt man möglicherweise an elektronische Fußfesseln. Die Darsteller, die diesmal auf die Museumsinsel ziehen, sind zwar vom aufBruch Theater, aber das Ensemble ist hier eine Mischung aus ehemaligen Inhaftierten, Schauspielern und Laiendarstellern. Da ist nichts Beunruhigendes dran. Eher an dem Gedicht, das Friedrich Freiherr von Logau verfasst hat: "Welch ein künstlich Netz/ Ist doch das Gesetz,/ Kleines ist gefangen,/ Großes durchgegangen." Vor 400 Jahren geschrieben, klingt es immer noch beängstigend gegenwärtig. ...
... Die Schauspieler verstecken sich zwischen den Säulen und als die Wolkendecke aufbricht wirft die Abendsonne ein schwaches Licht auf die Säulen. Langsam wird es dunkler und die Scheinwerfer tauchen die Szene in gleisendes Licht. Im Hintergrund fährt die S-Bahn vorbei und die man auch die Geräusche der Vögel, die ihr Domizil in den alten Bäumen vor dem Lustgarten haben, fügen sich gut in das Stück ein. Der Regen am Anfang des Stücks, der bald nachlässt, ist nicht etwas Lästiges, was man ertragen muss, sondern Teil der Szene und der Wahrnehmung. Hier merkt man erst, wie eingeschränkt ein Theaterabend an den vollklimatisierten Theatern ist.... (Freitag, zum Artikel)
Bei dieser "Penthesilea" kommen auch Kick-Boxer zum Einsatz
Kleists Stück ist mit seinen langen Schlachtenberichten und verschlungenen Versen einer der schwersten Texte, die sich das Theater vornehmen kann.
So legt Peter Atanassow die Latte für seine Spieler vom Gefängnistheater Aufbruch mal wieder denkbar hoch.
Der Begriff "Freiluft" scheint, anlässlich des viereckigen Stück Himmels, dass hoch über den Köpfen der Zuschauenden sichtbar wird, übertrieben, stattdessen ist der hinterste Winkel der preußischen Machtarchitektur wie geschaffen für die Kriegsszenarien dieses Stückes. ...
Und nicht nur Penthesilea konnte nicht lieben, ohne zu verlieren, auch Achill konnte es nicht, deshalb hat Kleist in seinem bewegenden Werk ihn zuerst sterben lassen. Nicht durch sie, sondern durch die Hunde, Symbol des Krieges und der Aggression, mit jeglicher Liebe kollidierend. Absolut lohnenswert! Kleist wird hier sichtbar als Klassiker, der weit über Goethe steht, der mit diesem Stück rein gar nichts anfangen konnte.
Am Ende vermeint man, dass die Luft von Militärkluftgeruch und Schweiß über dem Spielort schwer geworden ist. Die Schlacht ist beendet. Nichts ist gewonnen. Die Liebe hatte keine Chance. ...
Atanassow arbeitet ausgezeichnet mit dem Areal, das eine gute Akustik bietet. Er verzichtet auf weitere Kulisse. Auf der leicht ansteigenden Auffahrt zwischen den Häusern und in den Kolonnaden lässt er die Heere parallel aufmarschieren. Dort und davor gehen sie aufeinander los oder ziehen aneinander vorbei. Valerie Kroener schuf dafür eine eindrucksvolle Choreografie. (Neues Deutschland, zum Artikel)
Aufführungsort
Freilufttheater auf der Museumsinsel
in Berlin Mitte